Orientierungshilfe zur Befundinterpretation

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Interpretation quantitativer serologischer Befunde. Sie zeigt beispielhaft, wie bestimmte Befundkonstellationen klassifiziert werden können. Hierbei wird deutlich, dass mittels Quantifizierung von Testergebnissen sich bessere Aussagemöglichkeiten ergeben als bei einer nur qualitativen Testbewertung. 

Suchtest Beispiel CMIA-Suchtest ***BestätigungstestVDRL-/RPR-Titer19S-IgM-FTA-ABS-TiterBefundinterpretation
negativ*negativ (<0,3)entfälltentfälltentfälltKein Hinweis auf eine seroreaktive Treponemeninfektion, bei Verdacht auf kürzliche Infektion Verlaufskontrolle nach 7-10 Tagen, ggf. auch mehrfach.
grenzwertig*grenzwertig
(0,3-<1)
negativnegativnegativWahrscheinlich unspezifischer Befund des Suchtests. Bei Verdacht auf Frühsyphilis Kontrolle nach 7-10 Tagen.
grenzwertig*grenzwertig
(0,3-<1)
schwach reaktiv, reaktivnegativnegativWahrscheinlich Restbefund nach (lange) zurückliegender Infektion (Seronarbe).
grenzwertig*grenzwertig
(0,3-<1)
negativ, schwach reaktiv, reaktivnegativ1:40-1:1280Aktive behandlungsbedürftige Treponemeninfektion, wahrscheinlich frühe Phase.
positiv**positiv
(1,0-<15)
schwach reaktiv, reaktivnegativ≥1:40Aktive behandlungsbedürftige Treponemeninfektion.
positiv**positiv
(1,0-<15)
reaktivnegativ-reaktiv <1:8< 1:10 (negativ)Wahrscheinlich Restbefund nach zurückliegender Infektion.
positiv**hochpositiv (≥15)reaktivnegativ-reaktiv <1:8< 1:10 (negativ)Wahrscheinlich Restbefund nach zurückliegender Infektion, DD latente Infektion
positiv**positiv ≥ 1reaktivnegativ1:20 – 1:1.280 (positiv)Aktive behandlungsbedürftige Treponemeninfektion
positiv**hochpositiv (≥15)reaktiv≥ 1:81:10 – 1:40DD: latente Infektion, Reinfektion oder endogene Reaktivierung

* bezogen auf vom Hersteller vorgegebenen oder hausintern definiertem Grenzwertbereich

** Herstellerseits ist in der Regel bei positiven Befunden keine Klassifizierung der Messwerte als niedrig, mittel oder hochpositiv vorgesehen

*** Herstellerangabe: Index <1,0 negativ, Index ≥1,0 positiv, hausinterner Grenzwertbereich Index 0,3-<1,0

Therapie nach deutscher STI-Gesellschaft

StadiumPräparatDosisApplikationDauerAlternativen bei Penicillin-Allergie
Frühsyphilis, Syphilis latens < 1 JahrBenzathin-Benzylpenicillin2,4 Mio. IE (= 2 Amp.)i.m.1-malDoxycyclin 2 x 100 mg/Tag p.o., 14 Tage Erythromycin 4 x 0,5g/Tag p.o., 14 Tage
Ceftriaxon 1,0-2,0 g/d i.v. Kurzinfusion über 30min, 10 Tage *Azithromycin 2 g/Tag p.o. als Einzeldosis
Spätsyphilis, Syphilis latens > 1 JahrBenzathin-Benzylpenicillin2,4 Mio. IE (= 2 Amp.)i.m.3-mal Tag 1,8 & 15Doxycyclin 2 x 100 mg/Tag p.o., 28 Tage Erythromycin 4 x 0,5g/Tag p.o., 21 Tage
unbekannter InfektionszeitpunktCeftriaxon 1,0-2,0 g/d i.v. Kurzinfusion über 30min, 14 Tage
NeurosyphilisPenicillin G kristalloide Lösung6 x 3-4 Mio. IE/Tag gleichwertig: 3 x 10 Mio. IE/Tag 5 x 5 Mio IE/Tagi.v.14 TageCeftriaxon 1 x 2,0 g/Tag i.v. Kurzinfusion über 30 min, 14 Tage
Alternativ: Doxycyclin 2 x 200mg p.o. 28 Tage (nur bei Penicillin-Allergie), kontraindiziert ab SSW 16, Stillen möglich, nicht bei Kindern unter 8 Jahren
Konnatale SyphilisPenicillin G kristalloide Lösung200.000 – 250.000 IE/kg KG/Tag verteilt auf 2 (1. Lebenswoche) bzw. 3 (2.-4. Lebenswoche) Einzeldosen, ab 5 Woche 4 EDi.v.14 Tage

Ceftriaxon 1 x 2,0 g/Tag i.v. Kurzinfusion über 30 min, 14 Tage

Kein Doxycyclin bei Säuglingen!

Schwangerschaft: Doxycyclin kontraindiziert, Erythromycin wird nicht empfohlen. Bei Penicillin-Allergie Penicillin-Desensibilisierung.

HIV-Infektion: Stadiengerechte Therapie wie oben, wegen erhöhtem Risiko Benzathin-Benzylpenicillin-Therapie nur nach Ausschluss von Neurosyphilis, im Zweifelsfall (keine Liquorpunktion) Therapie wie bei der Neurosyphilis.

*Azithromycin: Resistenzentwicklung wurde berichtet